LESEPROBE - Progressive Psychosynthese

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

LESEPROBE

LITERATUR
 
 
 

LESEPROBE


Alle 53 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Im Land der „Denker und Dichter“ sterben doppelt so viele Menschen durch Selbstmord als durch einen Verkehrsunfall. Psychosomatische Störungsbilder stellen den Hauptgrund für Frühberentungsanträge dar. Alle 40 Sekunden stirbt weltweit jemand durch Suizid.

Das menschliche Vermögen, Herr über seine inneren Wesenskräfte zu sein und Gefühlen, Trieben sowie Gedanken etwas entgegensetzen zu können, hinkt im Vergleich mit den stetig neu von des Menschen Hand und Geist geschaffenen exzeptionellen technologischen Errungenschaften unverhältnismäßig nach. Während vom Faustkeil bis zu den ferngesteuerten Lenkraketen Quantensprünge der Entwicklung vonstatten gingen, sind die Entwicklungssprünge im Hinblick auf die Affektregulation und das friedliche Zusammenleben der Menschen bei Weitem bescheidener ausgefallen. Ist es angesichts des in weiten Teilen der Welt hohen Zivilisationsniveaus im 3. Jahrtausend nicht geradezu grotesk, dass Bilder von Gewalt, Krieg und Zerstörung unsere Medien beherrschen? Oftmals erfolgt das Abreagieren von Gewaltimpulsen selbst zur Überraschung der Person, durch die sich die destruktiven Kräfte in Form von Gefühlen, Trieben oder Impulsen entladen. Es entlädt sich!
Die Kräfte entziehen sich einer kontrollierenden Instanz, die man sehr treffend als wachen Geist bezeichnen kann. Gerade diese Begrifflichkeit konnte in der Psychologie, Psychotherapie und Pädagogik noch nicht den ihr gebührenden Stellenwert finden, möglicherweise weil damit auch der Seelenbegriff zusammenhängt. Geist und Seele scheinen, da in der naturwissenschaftlich und materialistisch dominierten Welt nicht passend, Reizwörter geworden zu sein. Es geht also um schwer beeinflussbare Kräfte im Menschen, die unser Verhalten bestimmen, beziehungsweise um die Schwäche der meist nicht bewussten Kontrollinstanz.

Die Schwäche unserer geistigen Kontrollinstanz beruht auf mehrere Faktoren:

  • der unpräzisen Vorstellung von ihrem Potenzial

  • der Selbstbegrenzung des Potenzials

  • einem Trainingsdefizit beim Wissen um das Potenzial

  • einem fehlenden BEWUSSTSEIN

  • dem Aspekt, dass die Triebe und Gefühle uns beherrschen und das ICH-BEWUSSTSEIN durch fehlende Distanz absorbieren, wenn unser Geist sie nicht beherrscht.


Neurone (Nervenzellen) übersetzen Informationen in Gedanken und Bilder, die wiederum ein entsprechendes Gefühlkorrelat erzeugen. Wiederholtes Denken an Bilder senkt die Reizschwelle der Neurone für ihre Aktivierung.
Je nach Neigung des Individuums werden die durch passive Aufnahme unterschiedlich bewerteten Bilder oder Sinneseindrücke wiederholt gedanklich oder gefühlsmäßig bedingte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dies geschieht auch unbewusst.
Wiederholt gedachte, empfundene oder verbalisíerte Selbstabwertungsbegrifflichkeiten beispielsweise nehmen über nervliche Bahnung und die daraufhin folgende Reizschwellenabsenkung oftmals obsessiven Charakter an. Dadurch entsteht ein neuer Persönlichkeitsanteil, eine
ENTITÄT. Marionettengleich wird das betroffene Individuum durch die selbst erschaffene Entität in seinem Handeln beziehungsweise in den möglichen Freiheitsgraden des Handelns beeinflusst.

Verhaltenstherapeutische Ansätze zielen darauf ab, den Patienten anhand von Modellen aus der Opferrolle zu holen, indem schädliche Gedanken identifiziert und verändert werden. Als Folge dieses Erkenntniszuwachses wird die Problemverhaltensweise korrigiert oder ersetzt. Problemsituationen werden analysiert, Grundüberzeugungen, Emotionen, körperliche Reaktionen und Konsequenzen werden erarbeitet. In der Regel sind soziale Kompetenzen zu stärken, Vermeidungsverhalten muss aufgegeben werden. Die Verhaltenstherapie funktioniert, dennoch fehlt es oft genug an Nachhaltigkeit; dafür sind im Wesentlichen zwei Faktoren verantwortlich:
1.   Der unterrepräsentierte
BEWUSSTSEINSASPEKT
2. Die fehlende Kenntnis, die in den verhaltenssteuernden Entitäten (Wesens-/Persönlichkeitsanteile) angesammelten und gespeicherten Kräfte erfolgreich den Entitäten  zu entziehen und
BEWUSST zu transformieren. Dies geschieht, indem man die Kräfte qualitativ durch neu geschöpfte Entitäten, die Teile eines neuen ICH werden, verändert.

Dieser Transformationsprozess gehört mit zum Herzstück der Progressiven Psychosynthese und setzt wiederum Kenntnisse von den Unterschieden zwischen Macht und Kraft, Qualitäten und Quantitäten, beziehungsweise von Geist, Seele und Körper - wie es die Progressive Psychosynthese durchgängig aufzeigt - voraus.
Erfolgt keine Kräftetransformation und somit Entitätentransformation ist der therapeutische Erfolg sehr häufig zum Scheitern verurteilt, dies ist nur eine Zeitfrage und kann vor allem in der Behandlung der krankhaften Adipositas, der Impulskontrollstörung, der Suchterkrankungen sowie der Zwangsstörungen beobachtet werden.

Der therapeutische Ansatz der achtsamen Akzeptanz zielt unter anderem auf die Bedeutung des Nicht-Wertens ab. Das nicht wertende Ganz-im-Jetzt-Sein nimmt einen zentralen Stellenwert ein; das Sensorium wird mit all seinen Facetten gezielt genutzt und es kommt über die bewusste Wahrnehmung zur Stärkung des
ICH. Patienten nehmen das Modell der achtsamen Akzeptanz gerne an und bewerten es als hilfreich, da das latente Bedürfnis nach Ruhe, Kontemplation und Einklang mit dem, wie es gerade ist, angesprochen wird.

Die Progressive Psychosynthese geht einen Schritt weiter, indem sie die Achtsamkeit konzeptionell voraussetzt und neben dem Fokus auf das
JETZT insbesondere auch die machtvolle Bedeutung des BEWUSSTEN ICHSELBST hervorhebt und dieses BEWUSST zur Transformation eines defizitären ICH einsetzt.
Dabei wird Assagiolis Psychosynthese insofern modifiziert, als einerseits von den psychoanalytischen Wurzeln seines Weltbildes noch weiter abgerückt und andererseits das Schöpfertum des Menschen in seiner ganzen Tragweite ausgeleuchtet wird. Die zentralen Begrifflichkeiten des
ICH und des SELBST (welches zum ICHSELBST wird) werden korrigiert und weiterentwickelt, was die konkrete Praxisarbeit der ICH-Transformation erleichtert.
Der Buchentstehung liegt mein Bedürfnis zugrunde, Menschen, die den starken Wunsch verspüren, sich persönlich aus einem leidvollen Zustand weiter zu entwickeln, Transformationstechniken anzubieten, die - unabhängig vom sozialen, biografischen, religiösen und kulturellen Hintergrund -  hilfreich für einen kraftvollen Neubeginn sein können. Der Motor für die Kraft des Neubeginns wird durch die Selbsterkenntnis angetrieben; der Selbsterkenntis, dass einem selbst ein Schöpfergeist innewohnt.
Die Progressive Psychosynthese zielt darauf ab, mit der Einführung von weiteren Modellen, die zu einem guten Teil der hermetischen Tradition entspringen, dem Menschen zu seiner ursprünglichen, ihm zugedachten Würde zu verhelfen.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü